Etwa 100 „Spielkinder“ nehmen an Stadt-Land-Spielt teil – Große Auswahl an teils kuriosen Spielen
Osterhofen. „Alea iacta est!“: Der Überlieferung nach soll Gaius Julius Caesar diesen berühmten Satz im Jahre 49 vor Christus gesprochen haben, nachdem er mit seiner Armee den Rubikon, einen damaligen Grenzfluss in der Nähe des heutigen Ravenna, überschritten hatte. Wörtlich übersetzt heißt er: „Der Würfel ist geworfen!“ und bedeutet so viel wie: „Jetzt gibt es kein Zurück mehr!“ Denn die Überschreitung kam einem Angriff auf das Römische Reich gleich, welches damals noch eine Republik war. Der Ausgang des folgenden Bürgerkrieges war aber keineswegs sicher, weshalb die sprichwörtlichen Würfel erst geworfen sind und sich noch in der Luft befinden.
Bereits gefallen sind die Würfel bei „Stadt-Land-Spielt!“. Am vergangenen Sonntag hat der Osterhofener „Spiel Verein(t)“ Spiele-Fans jeden Alters im Kolpinghaus empfangen, um gemeinsam verschiedene Spiele aus der zirka 250 Stück umfassenden Sammlung des Vereins zu spielen. „Mit 19 Gründungsmitgliedern haben wir uns vor vier Jahren anlässlich zu ‘Stadt-Land-Spielt!‘ gegründet“, erinnert sich die „Spiel Verein(t)“-Vorsitzende Angie Pfligl.
Das heuer zum fünften mal in Osterhofen stattfindende Spiel-Event lockte im Laufe des Nachmittags des letzten Ferien-Sonntags an die 100 Teilnehmer ins Kolpinghaus – so viele wie noch nie. Die fachkundigen Vereinsmitglieder erklärten den Besuchern die Regeln zu den teilweise sehr verwunderlich anmutenden Spielen. Bei den Kleineren war das Spiel „Bumm Bumm Ballon“ beliebt. Dabei wird ein handelsüblicher Luftballon in einem Rahmen aufgeblasen und dort mit Plastikstäben fixiert. Abwechselndes Würfeln entscheidet, wie weit die Stäbe pro Runde hineingeschoben werden müssen, um so den Ballon irgendwann zum Platzen zu bringen.
Den erfahrenen Spielern bereitete zum Beispiel das Strategiespiel „Black Fleet“ viel Freude. Auf dessen Spielbrett sind viele kleine Inseln dargestellt, zwischen denen mit Schiffen hin und her „gesegelt“ wird. Jeder Spieler ist jeweils „Käpt’n“ auf einem Handels- und einem Piratenschiff; zwei Kriegsschiffe werden abwechselnd von allen gesteuert. Ziel ist es, nach der letzten Runde die meisten Dublonen verdient oder erbeutet zu haben.
Eines der neueren Spiele war das nicht unkomplizierte Kennerspiel „Brides & Bribes“ (zu deutsch: „Bräute und Bestechungen“). Hier wird der Spieler ins Genua der Renaissance versetzt und nimmt teil an intrigenreichen Auseinandersetzungen zwischen mächtigen Familien. Inspiriert wurde diese aus der „Spieleschmiede“ stammende Brettspiel unübersehbar von der HBO-Erfolgsserie „Game of Thrones“.
Es wurde aber nicht nur zum Spaß gespielt. Zu zwei Spielen fanden Turniere statt. Zum einem trat man bei „Meeple-Stapeln“ gegeneinander an. Bei diesem Geschicklichkeitsspiel gilt es innerhalb von zwei Minuten möglichst viele der kleinen Holzmännchen zu stapeln. Zum anderen wurde das Qualifikationsturnier zu „Heckmeck am Bratwurmeck“ ausgetragen. Gewonnen hat bei dem im „Hühner-Ambiente“ gehaltenen Würfelspiel, wer am Ende die meistem „Bratwürmer“ vom „Grill“ gepickt hat.
Die Gewinner beider Turniere durften sich als Preis eines von mehreren Gesellschaftsspielen aussuchen. Beim „Heckmeck“ haben sich die Siegerin Anita Glück und der Zweitplatzierte Michael Hilkinger für die Teilnahme an der im März in München stattfindenden WM (Wurm-Meisterschaft) qualifiziert.
Da „Spiel Verein(t)“ über einen riesigen Fundus von mehreren hundert Spielen verfügt, zu dem immer wieder Neuerscheinungen und Erweiterungen hinzukommen, war im Saal des Kolpinghauses ein ganzer Tisch voll verschiedenster Spiele als „Spiele-Flohmarkt“ ausgewiesen. Für eine kleine Spende konnte sich jeder Spiele wie den Strategie-Klassiker „Risiko“ mitnehmen. Dies macht der Verein einerseits, um sein Lager zu entlasten, aber andererseits auch, um die Spiele wieder ihrer Bestimmung zuzuführen, nämlich gespielt zu werden.
Der nächste Spiele-Treff findet am 29. September um 19 Uhr im Kolpinghaus statt.
Alexander Schmid
Artikel aus Osterhofener Zeitung vom 16.09.2017